INHALT
WENN ALLES GRENZENLOS IST, WAS IST DANN DIE SEELE?
Manchmal werde ich gefragt, wie das mit der Seele und den Seelenanteilen eigentlich genau funktioniert. Mal abgesehen davon, dass es natürlich darauf ankommt, mit welchem Blickwinkel wir darauf schauen, ob wir aus Sicht der Grenzenlosigkeit oder aus Sicht des scheinbar begrenzten Wesens auf das Ganze schauen, kann ich ab einem bestimmten Punkt nur sagen: „Ich habe keine Ahnung.“
Ich weiß nicht, wo eine Seele anfängt und wo sie endet. Im Prinzip kann sie gar nicht enden, da ja alles eins ist. Wo fängt das Du – also das andere Ich – an, wo hört das eigene Ich auf?
In einem seiner Bücher hat Neale Donald Walsch das Universum als Haus beschrieben. Die Seelen waren die Luft in den verschiedenen Räumen. Wo beginnt die Küchenluft und wo endet die Luft aus dem Wohnzimmer? Und doch hat die Luft in den beiden Räumen unterschiedliche Eigenschaften. Die eine ist vielleicht wärmer als die andere. Und die andere riecht anders als die eine.
Im Schamanismus geht es viel um Seelenanteile und die Ganzheit der Seele. Doch was das eigentlich genau ist und wieso es funktioniert, Seelenanteile zurück zu bringen, das weiß ich nicht.
Ich habe irgendwann einfach akzeptiert, dass sich der Große Geist nicht mit unserem menschlichen, rationalen Verstand begreifen lässt. Er lässt sich nicht in die Begrenzung unserer Worte fassen, genauso wenig wie unsere Seele. Es ist ein Mysterium und das ist doch in Ordnung. Wir müssen nicht alles erklären. Es reicht doch zu wissen, dass es funktioniert.
UND WAS SIND GEISTER?
Ähnlich ist das mit den Geistern. Betrachte ich das Sein aus dem Blickwinkel meiner scheinbaren Begrenztheit, dann nehme ich Geister als andere Wesenheiten wahr. Sie sind für mich wie Freunde und Kollegen, die sich gerade nicht in der Dichte herumtreiben, so wie wir es tun, und dadurch einen viel besseren Überblick über die Energieflüsse haben. Wir sind diejenigen, die die Erfahrungen machen und das Abenteuer l(i)eben.
Betrachte ich das Sein aus dem Blickwinkel der Grenzenlosigkeit, dann sind Geister, ob sie sich nun freundlich oder unangenehm anfühlen, letztendlich alles Aspekte meiner selbst.
LEBENSAUFGABE?
In der spirituellen „Szene“ ist immer wieder die Sprache von der Lebensaufgabe. So kam ich auf meinem Weg immer mal wieder auf die Idee, den Großen Geist zu fragen, ob ich eine Lebensaufgabe hätte. Die Antwort war jedes Mal dieselbe: Stille. Einfach nichts. Es gibt keine.
Als mir das zum ersten Mal geschah, war ich zunächst irritiert. ‚Ich werde gar nicht gebraucht‘, dachte ich. Und gleich darauf kam mir der Gedanke: ‚Nein, ich werde nicht gebraucht, ich werde geliebt. Das ist etwas anderes.‘
Liebe ist ein Synonym für AllEs. Liebe ist die Gesamtheit des Seins. Sie ist der Urstoff. Das heißt, ich darf AllEs tun, was ich will und bin vollkommen frei. Außerdem gibt es niemanden „da draußen“, der mir eine Aufgabe geben könnte. Es gibt kein Ziel, das es zu erreichen gilt, außer jenem, welches sich eine neugierige Seele selbst gesetzt hat.
Ich kann eine Idee haben, was ich als Teil des Ganzen erfahren, erschaffen, erforschen möchte. Dieser Idee folge ich. Doch es gibt auch immer die Möglichkeit, mich anders zu entscheiden, einen anderen Weg einzuschlagen.
Für manche Menschen ist die Idee, nicht gebraucht zu werden, vielleicht nicht so einfach. Aus einem Gebrauchtwerden, aus einer Aufgabe ergibt sich Struktur. Doch die wäre von außen, wie z.B. von einem Gesellschaftssystem, vorgegeben und erwächst nicht aus uns selbst heraus. Freiheit, die das Fehlen einer Lebensaufgabe mit sich bringt, will gelernt sein.
Freiheit versetzt uns in die Situation, vollkommen eigenverantwortlich zu sein für alles, was in unserem Leben geschieht. An dieser Stelle lade ich dich ein, vollkommen ehrlich mit dir selbst zu sein. Wie geht es dir mit diesem Gedanken? Wie geht es dir mit der Idee, vollkommen frei zu sein? Das kann einen schon schwindelig und vielleicht haltlos machen, oder? Doch echten Halt findest du letztendlich nur in dir selbst.
SELBSTLIEBE!
Das führt mich zu dem nächsten Punkt, den ich für essenziell halte: der Selbstliebe. Denn möchtest du echten Halt in dir finden, dann ist es unerlässlich, dich selbst bedingungslos zu lieben.
Bedingungslose Selbstliebe heißt, dass du an dich – ich schreibe jetzt vom scheinbar begrenzten Wesen, das du bist – auch all das lieben, was du vielleicht nicht schön findest. Der Gedanke, dass du all das, was du dir selbst geben kannst auch anderen geben kannst, ist nicht neu.
Doch wenn wir uns die Selbstliebe mal aus dem Blickwinkel der Grenzenlosigkeit betrachten, folgt die bedingungslose Liebe für AllEs unweigerlich aus der bedingungslosen Selbstliebe. Du bist AllEs und kommst nicht umhin, alles zu lieben, wenn du dich selbst komplett liebst. Es handelt sich quasi um einen Automatismus.
Wenn du beginnst, dich selbst ernst zu nehmen, deine Wünsche und Sehnsüchte ernst zu nehmen, deine Grenzen, die du hier und jetzt im Kontext des kollektiven Erfahrungsraumes setzen möchtest, klar wahrzunehmen, zu benennen und zu respektieren, beginnest du automatisch, all das auch jedem anderen Menschen zuzugestehen.
Falls dir beim Lesen über die Grenzenlosigkeit vielleicht der Gedanke gekommen sein mag, dass sich das größenwahnsinnig anfühlt, dann kannst du dich beruhigen, denn Selbstliebe ist ein großartiger Schutz vor Egomanie. Sie führt dazu, dass wir die Grenzen all der anderen Ichs respektieren.
Sei herzlich gegrüßt von
Tanja Richter